„6 – Oct 1923“
Vor einhundert Jahren notiert der amerikanische Astronom Edwin Hubble auf einer Fotografie dieses Datum und den Zusatz „VAR“. Zu dieser Zeit werden astronomische Aufnahmen noch auf Glasplatten belichtet – und man hat keine Vorstellungen über die wahre Größe des Universums.
Hubble beobachtete erst am Abend zuvor den Andromedanebel, nicht wissend, wie weit dieses Objekt von der Erde entfernt ist. Einige Punkte auf der Glasplatte markierte der Astronom später mit einem N für Nova. Beim Vergleich mit älteren Aufnahmen fiel Hubble jedoch auf, dass eines dieser Objekte seine Helligkeit periodisch veränderte, somit also keine Nova war.
Erst zehn Jahre zuvor zeigte Henrietta Leavitt, die eigentlich nur als Hilfskraft an einer Sternwarte angestellt war, dass mithilfe dieser variablen Sterne, sogenannten Cepheiden, sehr genau die Entfernung bestimmt werden kann. Hubble errechnete eine Entfernung von etwa einer Million Lichtjahren. Auch wenn die eigentliche Entfernung mittlerweile auf mehr als das Doppelte korrigiert wurde, so bewies Hubble damit erstmals, dass der Andromedanebel nur eine Galaxie unter vielen ist. Leavitt hatte aus dem Hintergrund die Grenze des damals Vorstellbaren gesprengt. Sie selbst erfuhr allerdings nicht mehr von der schieren Unendlichkeit des Weltalls: Henrietta Leavitt starb zwei Jahre vor Hubbles Entdeckung – in einem Universum, in welchem man nur eine einzige Galaxie kannte: Unsere Milchstraße.